Dettelbacher Ingenieure äußerten ihre Besorgnis in einem Offenen Brief an deren Bürgermeisterin, Stadträtinnen und Stadträte.

Diese Tatsachen sind auch für den geplanten Windpark Wachenroth zutreffend:

 

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

als Dettelbacher Bürger und als Ingenieure, die sich den ethischen Grundsätzen des Ingenieurberufs verpflichtet fühlen, verfolgen wir mit Besorgnis die Vorgänge um die Planung von Windkraftanlagen (WKA) in Dettelbach.

Die Fragestellung ist sehr komplex. Daher wollen wir mit diesem Brief den Stadträtinnen und Stadträten Informationen an die Hand geben, um die Situation besser einschätzen zu können und ihre Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten zu treffen.

Die Diskussion um Themen wie Lärmbelastung, Infraschall, Schlagschattenwurf, Verschandelung des Ortsbildes etc. wurde in den letzten Wochen vielfach geführt, so dass wir in diesem Brief in erster Linie auf die (Un-)Sinnhaftigkeit der Windkraft im aktuellen Umfeld von Erneuerbarem-Energien-Gesetz 2014 (EEG) und EU-weitem C02 Emissionshandel eingehen wollen.

Wir bitten Sie, sich für diesen Brief einige Minuten Zeit zu nehmen! Die künftigen Entscheidungen für und wider Windkraft in Dettelbach sind weitreichend und dürfen unserer Meinung nach nicht mangels ausreichender Information auf tönernen Füßen stehen.

Angesichts der Komplexität des Themas wollen wir uns auf 2 Fragestellungen konzentrieren:

  • Warum werden durch einen weiteren Zuwachs von WKA keine Atom- und Kohlekraftwerke eingespart?
  • Warum bleibt der C02 Ausstoß in Europa konstant, egal wieviele WKA in Deutschland gebaut werden?

 

Warum werden durch einen weiteren Zuwachs von WKA keine Atom- und Kohlekraftwerke eingespart?

Diese Tatsache erscheint auf den ersten Blick unlogisch, ist bei genauerer Betrachtungsweise jedoch durchaus nachvollziehbar. Da WKA nicht grundlastfähig sind (d.h. der Wind und damit die Stromerzeugung fallen zeitlich selten mit dem aktuellen Bedarf zusammen; außerdem ist der Strom aus einer WKA nicht speicherbar) müssen permanent konventionelle Kraftwerke im Hintergrund mitlaufen.

Grund dafür ist, dass ein Atomkraftwerk nicht kurzfristig an- und abgeschaltet werden kann. Das Gleiche gilt größtenteils auch für ein Kohlekraftwerk, hier jedoch mit der weiteren Besonderheit, dass bei ständig wechselnder Auslastung der C02-Ausstoß des Kohlekraftwerks sogar steigt, ähnlich dem eines Autos das ständig gestoppt wird und wieder neu anfahren muss. Die absolute C02 Einsparung wird dadurch nochmals gedämpft.

Wie kommen nun die postiven Statistiken für Erneuerbare Energien zusammen und warum kann der WKA-Betreiber Geld verdienen? Dazu muss man wissen, dass der Strom aus einer WKA weitestgehend vorrangig in das Netz eingespeist wird. D.h. der Betreiber der WKA kann seinen Strom immer nach festen EEG Sätzen verkaufen, während im Hintergrund die Atomkraftwerke weiter laufen und auch die Kohlekraftwerke weiterhin Strom produzieren. Der hierbei zwangsläufig anfallende überschüssige Strom wird auf dem freien Strommarkt meist zu extrem niedrigen Preisen ins Ausland verkauft. Manchmal sogar zu negativen Preisen.

Aufgrund dieser Konstellation werden übrigens Gaskraftwerke, die hervorragend als Backup-Kraftwerke dienen könnten und zudem im Vergleich zu Kohlekraftwerken sehr wenig C02 Emissionen ausstoßen, zunehmend unrentabel und daher vom Markt gedrängt. Das nennt man übrigens den „Merit-Order Effekt“.

Fazit

Mit dem Bau weiterer WKA können keine Atom- und Kohlekraftwerke ersetzt werden. In Verbindung mit dem EEG werden grundlastfähige, emissionsgünstige Gaskraftwerke sogar vom Markt gedrängt.

 

Warum bleibt der C02 Ausstoß in Europa konstant, egal wieviele WKA in Deutschland gebaut werden?

Um diese Frage zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie der EU-weite C02 Emissionshandel funktioniert. Stark vereinfacht ausgedrückt, muss jedes Unternehmen das C02 emittiert hierfür ein Zertifikat von der Europäischen Kommission erwerben. Es werden jedes Jahr weniger Zertifikate vergeben, so dass bis zum Jahr 2030 40% C02 (gegenüber 1990) eingespart werden. Diesen Vorgang nennt man „Dekarbonisierung“. Ein Unternehmen, das weniger C02 emittiert als es Zertifikate inne hat, kann diese am Emissionshandel verkaufen. Ebenso verhält es sich umgekehrt.

Welche Rolle spielt nun Deutschland, das im Alleingang zusätzlich ein nationales Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG) verabschiedet hat?

Durch die Erzeugung von Strom aus Windkraft wird C02 eingespart. Die nun frei werdenden Zertifikate werden auf den Markt geworfen und ermöglichen es z.B. einem Braunkohlekraftwerk in Polen diese Zertifikate günstig zu kaufen und mehr Strom aus Braunkohle zu erzeugen.

Fazit

Die durch Windkraft in Deutschland eingesparten C02 Emissionen werden aufgrund des Zertifikatshandels immer in gleichem Umfang an anderer Stelle ausgestoßen. Unsere nationalen Bemühungen, die Dekarbonisierung voran zu treiben sind daher von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Gleichzeitig wird durch den Ausbau der Windkraft der Strom aus Braunkohle immer günstiger, weshalb sich dessen Anteile seit Jahren weiter vergrößern.

 

Zusammenfassung

Was bedeutet das für Dettelbach? Die immer wieder vorgebrachten Argumente „Wir machen etwas für die Umwelt“ und „Alles ist besser als Atomkraft“ greifen nicht! Vor diesem Hintergrund sollte die Planung einer WKA in Dettelbach nochmals grundlegend überdacht werden. Die Gesundheit der Dettelbacher Bürger, das wunderschöne Dettelbacher Ortsbild und unsere Flora und Fauna dürfen nicht einer verfehlten Klimapolitik zum Opfer fallen.

Ziel muss es sein, mehr Energie einzusparen, grundlastfähige und emissionsarme Stromerzeugungsmöglichkeiten zu finden und Speichermöglichkeiten für bereits vorhandene Wind und Solarstromanlagen zu entwickeln.

 

Gezeichnet

Dettelbacher Ingenieure der Fachgebiete Bauingenieurwesen, Maschinenbau und Elektrotechnik

Dipl-Ing. (Univ.) Arno Weimann

Dipl.Ing. Hans Hörner

Dipl.-Ing. (FH) Walter Apfelbacher

Dipl.-Ing. Michael Weisenseel

Dipl-Ing. (FH) W. Dellmann

B.Eng. (FH) Eva Weimann

Dipl.-Ing. (FH) Christine Röder

Dipl-Ing. (FH) Tobias Reißmann

Dipl.-Ing. (FH) Dieter Steinhoff

Dipl.-Ing. (FH) Andreas Gehring

Dipl.-Ing. (FH) Matthias Mauder

Dipl.-Ing. (TU) André Zühlke

 

Quelle: http://www.bi-dettelbach.de/offener-brief-von-besorgten-dettelbacher-ingenieuren/