Leserbrief zum Thema: „Kommt der Lonnerstadter Windstrom bald aus der Batterie?“

Erich Weichlein hat einen Leserbrief an die Tageszeitung Fränkischer Tag geschickt, welcher in der Ausgabe vom 12.01.2016 veröffentlicht wurde. Hier im Original-Text:

Leserbrief zum Thema: „Kommt der Lonnerstadter Windstrom bald aus der Batterie?“

über den o.g. Artikel im FT haben sich sehr viele Leute geärgert. Am 28. Februar findet in Wachenroth der Bürgerentscheid zum Thema Windpark statt. Herr Wust versucht wohl im Vorfeld des Bürgervotums den bescheidenen Erfolg der Windenergie schönzureden.

Zum Ersten wurde der Windpark in Lonnerstadt nicht früher als geplant, sondern - wie Sie dem Vermögensanlagen-Informationsblatt sowie dem Verkaufsprospekt des Windparks entnehmen können - rechtzeitig fertiggestellt. Genauso wie von Anfang an kalkuliert und geplant. Dies ist auf mehreren Seiten des Verkaufsprospektes auch explizit so erwähnt. Die erwähnten Mehreinnahmen sind somit nur vermiedene Mindereinnahmen! Durch die Minderung der Einspeisevergütung von 8,90 auf 8,79 ct/kWh (= 0,11 ct/kWh) kommt man bei 25 Mio. kWh auf 27.500,00 € pro Jahr, dies entspricht eine Summe von 5.500,00 € und nicht, wie veröffentlicht, 7.500,00 € pro Windrad und Jahr. Auf 20 Jahre gerechnet betragenen somit die  "vermiedene" Mindereinnahmen durch die rechtzeitige Inbetriebnahme 550.000,00 € und nicht wie dargestellt 750.000,00 €! Diese 550.000,00 € vermiedenen Mindereinnahmen entsprechen ziemlich genau 2 Jahre an Rendite-Ausschüttungen an die Kommanditisten. Damit wird sofort klar, warum die planmäßige Inbetriebnahme so wichtig ist!

Zum Zweiten ist es zwar korrekt, dass die Ausschüttungen an die Kommanditisten des Windparks Mühlhausen bis jetzt immer voll geleistet wurden. Dies ist jedoch das Produkt und Kalkül des speziellen Geschäftsmodelles dieser „Bürgerwind-Gesellschaften“. In den ersten (meist 7-9) Jahren werden kleine Renditebeträge in Höhe von 5-6 Prozent an die Kommanditisten ausbezahlt. Danach steigt die Rendite langsam an. Nach 15-16 Jahren hat der Investor sein investiertes Geld wieder und in den restlichen 5-6 Jahren steigt der Renditesatz dann bis auf unglaubliche 20% Prozent an, so dass in diesem kurzen Zeitraum die eigentliche Rendite erzielt wird. Mit anderen Worten: Wenn in den ersten 15-16 Jahren die Bürgerwind-GmbH in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommt, gibt es null Rendite und eventuell auch einen Teilverlust des eingesetzten Kapitals. Dies ist abhängig vom Zeitpunkt, an dem die GmbH ins Trudeln gerät. Dass die Bürgerwind-GmbHs in Schwachwindgebieten wie in unserer Region früher oder später eine Insolvenz erleiden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. In den ersten beiden Jahren fallen keine Tilgungen für den Kredit der Banken an (bei ca. 15 Mio. Euro Kreditsumme und einem –zum jetzigen Zeitpunkt- günstigen Zinssatz entspricht das zurückgehaltene Kapital ca. 750.000,00 € und somit fast drei Jahre lang garantierte Ausschüttungen an die Kommanditisten!). Dazu kommt noch die Gewährleistung, was die Kundendienste in den ersten Jahren sehr kostengünstig werden lässt. Auch dieser Faktor wirkt sich natürlich positiv auf den operativen Cashflow der GmbH aus, ebenso wie die vermiedene Gewebesteuerzahlung durch hohe Abschreibungen. Daraus folgt im Zusammenhang mit den Einnahmen aus dem Stromverkauf eine sichere Liquidität für die ersten 7-9 Jahre!

Zum Dritten weichen die tatsächlichen Stromerträge wesentlich stärker von den Prognostizierten ab als im Artikel als "Windaufkommen" dargestellt (Wust: 2013: 90%, 2014: 82%, 2015: 98%) Die tatsächlichen Stromerträge vom Windpark Mühlhausen betrugen jedoch nur in 2013: 83,3%, 2014: 79,9%, 2015: 94,2%! Warum das so wichtig ist? Ein Minus von 10% beim Stromertrag lässt die Kalkulation schon gewaltig wackeln, die durchschnittliche Rendite sinkt dadurch von 5% auf nur noch 0,79% (Beispiel Lonnerstadt).

Zum Vierten kann ein 6MW-Speicher (hier ist vermutlich eine Kapazität von 6 MWh - also 6000 kWh - gemeint) unmöglich 125 Haushalte ein Jahr lang mit elektrischer Energie versorgen. Da der Autor -fünf Sätze zuvor selbst von einem Jahresverbrauch von 4000kWh für eine vierköpfige Familie gesprochen hat, hätte Ihm auffallen müssen, dass da etwas nicht stimmt. Die Aussage, dass Batteriespeicher irgendwann dafür sorgen, dass Kommunen eine autarke Stromversorgung aufbauen können, verniedlicht die Tatsache, dass so eine autarke Stromversorgung auch selbst betrieben und gewartet werden müsste. Die Vorstellung, dass Gemeinden einzeln oder auch im Verbund eigene Trafostationen bauen, den Energiefluss mit all seinen Schwankungen aktiv managen und eigenständig für die Erhaltung der Netzstabilität mit Redispatch-Massnahmen sorgen, bleibt wohl ein ewiger Wunschtraum.

Zum Fünften und Letzten bin ich der Meinung, dass den Lesern eines Artikel mit einer solchen Überschrift auch gesagt werden sollte, dass mit dem beworbenen 6MWh-Speicher für Langenzenn die Energie der fünf Lonnerstadter Windräder (Gesamtleistung: 12MW) für maximal 30 Minuten gespeichert werden könnte. Die Aussage von Herrn Wust, dass in „drei bis fünf Jahren“ die entsprechende Technik zum langfristigen Speichern von überschüssiger Windenergie zur Verfügung stehen würde, ist nur als absolutes Wunschdenken zu bewerten. Selbst wenn es in diesem Zeitraum gelänge, entsprechende Speicherkapazitäten zur Verfügung zu stellen, so wird diese Technik unbezahlbar bleiben. Genauso wie beim oft gepriesenen „Power-to-Gas-Verfahren“, bei dem ein Wirkungsverlust von mindestens 50 % entsteht.

Ich denke eine Richtigstellung wäre - aufgrund der Vielzahl von unwahren Aussagen und dem in Wachenroth am 28. Februar 2016 anstehenden Bürgerentscheid zum geplanten Windpark - hier angebracht.

Erich Weichlein